Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrte Gäste,
Genossinnen und Genossen!
Morgen, am 8. Mai für uns, für viele andere am 9. Mai, jährt sich zum 76. Mal der Tag der Befreiung Deutschlands und Europas vom deutschen Faschismus. Wir stehen kurz vor dem 80. Jahrestag des Überfalls Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.
Wir gedenken hier auf diesem Friedhof der 652 sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Zeitraum von Oktober 1941 bis Mai 1942 im KZ Neuengamme gestorben sind.
Sie wurden gefoltert, erschlagen, starben qualvoll an Hunger, Erschöpfung und Krankheit oder wurden als erkrankte Menschen mittels Giftspritzen ermordet.
Die hier ruhenden sowjetischen Kriegsgefangenen kamen in einem Transport von 1000 Häftlingen aus dem großen Kriegsgefangenenlager in der Lüneburger Heide bei Fallingbostel.
Ohne Unterkunft und ohne regelmäßige Verpflegung waren die Gefangenen dem Untergang preisgegeben. Am 16. Oktober 1941 trafen sie im KZ Neuengamme ein: halb verhungert, entkräftet und mangelhaft bekleidet. Hunger, Kälte und schwerste körperliche Arbeiten in den Ton-Gruben und an der Dove-Elbe führten zum schnellen körperlichen Verfall. Lungentuberkulose breitete sich aus und im Winter kam es zu einer Flecktyphusepidemie, die zahlreiche Opfer forderte. Ende Januar 1942 begannen die SS-Ärzte und -Pfleger damit, schwerkranke Häftlinge mittels Injektionen direkt in das Herz zu ermorden.
Die nur 348 Überlebenden des Transportes vom 16. Oktober wurden im Mai 1942 in das KZ Sachsenhausen verbracht. Ihr weiteres Schicksal ist seitdem ungeklärt.
Als Deutsche Kommunistische Partei (DKP) in Hamburg und insbesondere hier in Bergedorf haben wir eine Initiative begonnen, diesen Gedenkort als “Sowjetischer Ehrenfriedhof” zu benennen. Wir fordern insbesondere die Bezirksversammlung Bergedorf und die Hamburger Bürgerschaft auf, ihrer Verantwortung für die Toten und das Gedenken gerecht zu werden, indem sie die Aufrechterhaltung und Pflege des Gedenkortes für die Zukunft sichern!
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Gäste,
Genossinnen und Genossen!
Wir gedenken der hier liegenden Opfer auch stellvertretend für alle Opfer des Faschismus. Ihr Leiden und ihr Tod sind und bleiben uns Verpflichtung, uns für ihre Anerkennung und ihr Andenken einzusetzen.
Der deutsche Faschismus war verantwortlich für den II. Weltkrieg mit mehr als 55 Millionen Toten. Allein die Sowjetunion, die die Hauptlast im Kampf gegen den Faschismus trug, musste bis zu 27 Millionen Tote beklagen.
Teil des Krieges war die Massenvernichtung von Menschen, die sich im Herrschaftsbereich der Deutschen befanden.
Sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens wurden ermordet, die Hälfte von ihnen in Gaskammern. Die Vernichtung der europäischen Juden stand dabei im Zusammenhang mit den Euthanasiemaßnamen gegen körperlich und geistig Behinderte, der Vernichtung der Sinti und Roma, der Ausrottung der sowjetischen Kriegsgefangenen, den Ausrottungsmaßnahmen gegen die slawische Zivilbevölkerung Osteuropas, der Vernichtung politischer Gegner und von allen Personen, die als „kriminell“ oder „asozial“ eingestuft wurden und die nicht in die Normen deutscher Faschisten passten.
Diese Verbrechen sind in der Menschheitsgeschichte bisher einzigartig! Sie dürfen sich niemals wiederholen!
Liebe Anwesenden,
diese Erkenntnis wird jedoch angegriffen – insbesondere von denjenigen, die das Deutsche Reich und seinen Nachfolger, die Bundesrepublik Deutschland, von der historischen Schuld befreien wollen.
Aber auch die politischen Schlussfolgerungen, die aus den Menschheitsverbrechen für die Ausrichtung der Zukunft gezogen werden gehen sehr weit auseinander.
Für uns bedeutet die Schlussfolgerung: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Für Kapital und herrschende Politik hierzulande bedeutet es, die Verbrechen als Legitimation für Aufrüstung und Kriegsvorbereitung zu nutzen: Zuerst bei der Zerstörung Jugoslawiens und dem Krieg gegen Serbien. Aktuell vor allem gegen China und gegen Russland.
Es wäre historische Verpflichtung und zugleich im Interesse der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung in unserem Land, wenn die Bundesregierung ein gutnachbarschaftliches und friedliches Verhältnis zu Russland anstreben würde.
Aber die geopolitische Strategie der USA und der NATO sieht anders aus: Es geht um die Sicherung der weltweiten Dominanz des Westens – wirtschaftlich, politisch und militärisch. Sie wollen die Zeit zurückdrehen, zurück zur uneingeschränkten Herrschaft von USA, NATO und EU über den Rest der Welt.
Dafür wird nuklear aufgerüstet indem die US-Atombomben in Büchel (Rheinland-Pfalz) modernisiert werden. Dafür steht das Bomberprogramm von Annegret Kramp-Karrenbauer. Angeschafft werden sollen neue Kriegsflugzeuge, die im Rahmen der nuklearen Teilhabe der Bundesrepublik die US-Atombomben aus Büchel im Falle des Falles transportieren und abwerfen sollen. Dieses Bomberprogramm muss gestoppt werden. Die US-Atomwaffen müssen raus aus Büchel!
Die Deutschland und Russland verbindende Gaspipeline Nord Stream 2 wird unter offensichtlichem Druck aus den USA torpediert. Immer neue Sanktionen werden auf EU-Ebene beschlossen. Es ist Zynismus, wenn höchste staatliche Repräsentanten in Sonntagsreden den „Kampf gegen Rechts“ beschwören um dann anschließend das nächste NATO-Manöver in Richtung Russlands Grenzen zu starten! Nun findet das Kriegsmanöver „Defender 21“ statt, bei dem Deutschland erneut zum Aufmarschgebiet gegen Russland wird. Und die ukrainische Regierung fühlt sich durch den Aufmarsch der USA und der NATO in Richtung Russland ermuntert, den Donbass militärisch zurückzuerobern. Sie versucht, die NATO Staaten in einen möglichen militärischen Konflikt mit Russland hineinzuziehen.
Liebe Anwesenden,
all dies sind keine Verteidigungsmaßnahmen des NATO-Bündnisgebietes gegen eine angebliche russische Bedrohung.
Es gibt keine russische Bedrohung für uns in Europa!
Es waren die USA mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung, die den INF-Vertrag zerrissen haben! Es sind NATO-Truppen, die über fremdes Territorium bis an die russische Westgrenze vorrücken!
Für Russland ist aus der historischen Erfahrung heraus der Frieden das höchste Gut.
Viele hier kennen den Text von Jewgeni Jewtuschenko:
Dort, wo er liegt in seinem Grab,
den russischen Soldaten frag!
Sein Sohn dir drauf Antwort gibt:
(..)
meinst du, die Russen wollen Krieg?
Wir stehen hier an den Gräbern der 652 sowjetischen Soldaten, die im KZ Neuengamme zu Tode gekommen sind. Könnten wir SIE fragen, was bekämen wir für eine Antwort? …………
Unsere Antwort im Sinne von Bertold Brecht ist:
Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.
Im Gedenken an die hier ruhenden und die Millionen Toten des 2. Weltkrieges rufen wir:
Abrüsten statt aufrüsten!
Diese Konfrontationspolitik muss endlich ein Ende haben!
Die NATO muss raus aus Osteuropa und der Bundesrepublik!
Deutschland raus aus der NATO, Frieden mit Russland und China!